Geschichts-Workshop im Archiv für Stadtgeschichte Frankfurt

Jeremy Lang, Mathis Philippi, Gustav Pischek und Laurine Clausen bei der Gruppenarbeit im Workshop

Der Geschichts-Leistungskurs Q2 des Burggymnasiums, unter Leitung von Herrn Hesse, hatte am 23.03.24 die Gelegenheit, das Archiv für Stadtgeschichte in Frankfurt am Main zu besuchen. In Kooperation mit Frau Kindel vom „Institut für Stadtgeschichte“ begaben sich die Schüler:innen auf eine Reise durch die Geschichte der Stadt.

Die Archivpädagogin Sabine Kindel führte die Gruppe durch die reichen Schätze des Archivs und leitete einen Workshop zum Thema Karikaturen aus der Zeit um 1848. Doch bevor die Schüler:innen in die Welt der politischen Satire des 19. Jahrhunderts eintauchten, gab es einen einführenden Vortrag zu den Aufgaben von Archiven im Allgemeinen und insbesondere zu den Funktionen des „Instituts für Stadtgeschichte“. Das Archiv der Frankfurter Behörden ist eine wahre Fundgrube für Quellen aller Art!

Gustav Pischek vor Aktenschränken des ISG

Über 30 Kilometer Regale beherbergen eine Fülle von Materialien, darunter 50.000 Mappen zu Frankfurter Persönlichkeiten, wie Heinrich von Gagern, und der Zeit der Nationalversammlung in der Paulskirche. Eine umfangreiche Fotosammlung mit 2,5 Millionen Bildern dokumentiert das Leben in Frankfurt, einer der Entwickler der Fotografie, Henry Talbot, hatte bereits 1846 aus dem Hotel „Russischen Hof“ heraus fotografiert.

Unter bestimmten Bedingungen sind Archivalien zugänglich: 10 Jahre nach dem Tod einer Person oder 100 Jahre nach ihrer Geburt oder durch eine wissenschaftliche Frage legitimiert.

Das Archiv selbst hat eine bewegte Vergangenheit, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Einst befand sich hier das preußische Steueramt, was zu bedeutenden baulichen Veränderungen und zur vorübergehenden Zerstörung der beeindruckenden Wandgemälde aus dem 15./16. Jahrhundert führte: Um die Einfahrt von Fuhrwerken zu erleichtern, wurden Teile der Wände kurzerhand abgerissen.

Elias Heidrich und Nele Frieß bei der Arbeit

Nach der einführenden Präsentation begann der Workshop, der die Schüler:innen in die politischen Ereignisse des Vormärz und insbesondere des Jahres 1848 eintauchen ließ. Dabei wurden Karikaturen analysiert, die oft subtil politische Botschaften vermittelten. Eine Gruppenarbeit zur Interpretation von Karikaturen zur Paulskirche zeigte, wie gut die Schüler:innen historische Personen identifizieren und einordnen konnten. Bei einer Karikatur “Germanias Wochenbett”, wo das erste demokratisch gewählte Staatsoberhaupt Deutschlands, Reichsverweser Johann von Österreich, als Totgeburt dargestellt wurde. “Der Verweser wurde also zum Verwesenden” erklärt Schülerin Nele Frieß in Hinblick auf das Scheitern der Nationalversammlung.

Ein witziges Highlight war die Karikatur von Heinrich von Gagern als „Hampelmann“, der zielloses, autoritäres und erfolgloses Auftreten verkörperte und auf den Frankfurter Weihnachtsmärkten der Biedermeierzeit ein beliebter Artikel war.

Die Schüler:innen waren fasziniert von der Möglichkeit, Geschichte durch die Linse der politischen Satire zu betrachten. Insgesamt war der Besuch im Archiv für Stadtgeschichte ein lehrreiches Erlebnis für den Geschichts-Leistungskurs des Burggymnasiums. Das kostenlose museumspädagogische Angebot des Instituts für Stadtgeschichte erwies sich als sehr lohnend.

Dieser Beitrag erschien auch in der Wetterauer Zeitung am 29.03.2024.