Erfahrungsbericht Akademie Wittgenstein Deutsche Schülerakademie’23

Hier in diesem Bericht habe ich die Ehre, von etwas Großartigem berichten zu dürfen, eine sehr besondere Erfahrung, die ich machen durfte: der Besuch der Deutschen Schülerakademie Wittgenstein vom 06.07.- 22.07.23, die von der Organisation Bildung & Begabung durchgeführt wird. Die 16 Tage, die ich auf Schloss Wittgenstein, in der Nähe der westfälischen Stadt Siegen, verbringen durfte, waren für mich unglaublich inspirierend. Deshalb möchte ich euch in diesem Bericht auf die Akademie mitnehmen und von dem Leben dort erzählen, also kommt mit und taucht mit in das Leben der Akademie ein.

Am Bahnhof angekommen, wurde ich von dem Akademieteam abgeholt und auf Schloss Wittgenstein gebracht. Dieses umfasst ein großes Gelände auf einer Anhöhe mitten im Wald, es besteht aus dem alten Schloss, in dem sich die Zimmer, der Speisesaal und ein großer Saal (das Plenum) befinden, und aus dem Internatsgebäude, in dem weitere Zimmer, die Kursräume, eine Küche und Aufenthaltsräume sind. Zusätzlich gibt es noch zwei Sporthallen, ein Fußballfeld und einen Garten mit großer Wiese. Nachdem ich meinem Zimmer zugewiesen wurde, ging es gleich mit der Erkundung des Schlosses und dem Kennenlernen der anderen Teilnehmenden weiter.

Auch wenn die Tage auf der Akademie grundlegend demselben Zeitplan folgen, war kein Tag wie der andere, da es immer unterschiedliche Aktivitäten gab. Nach dem Frühstück folgte das täglich stattfindende Morgenplenum, in dem die wichtigsten Informationen für das Akademieleben kommuniziert wurden und das für alle Teilnehmenden verbindlich war. Dabei reichte das Programm des Plenums von organisatorischen Informationen, musikalischen Warm-ups, Weltnachrichten bis hin zu den internen Akademienachrichten. Das dauerte ungefähr 30 Minuten, danach ging es zu den Fachkursen. Auf der Akademie Wittgenstein wurden insgesamt fünf verschiedene Fachkurse angeboten, jede/r Teilnehmer:in belegte dabei nur einen.

Mein Fachkurs war der Kurs „Mathematik trifft Realität“, bei dem es um das stochastische Modellieren von Phänomenen aus den Lebenswissenschaften ging. So beschäftigten wir uns beispielsweise mit der mathematischen Theorie der Vererbung von Bakterienstämmen. Dazu lernten wir zahlreiche mathematische Beweise kennen und wendeten diese an. Beispielsweise wird dieses Wissen auf Modelle, wie das Wright-Fisher-Modell oder dem Kingmans n-Koaleszenz übertragen. Teilweise haben wir diese Modelle auch in Java-Modellierungen anhand der stochastischen Theorie nachprogrammiert, um die Theorie zu vertiefen.

Neben meinem Fachkurs gab es zusätzlich einen Physik-Kurs, der sich mit Optik beschäftigte und den Kurs Schulden, der sich mit finanziellen und moralischen Prinzipien von Schulden auseinandersetzte. Darüber hinaus konnte man einen Bitcoin-Kurs belegen, der sich mit der Theorie, insbesondere dem Lightning-Network, das sich mit gesellschaftlichen Aspekten zu diesen, beschäftigte. Außerdem gab es noch einen Philosophiekurs, der der Fragestellung nachging, ob der Mensch in oder zur Freiheit geboren sei.

Auf die Kurseinheit am Vormittag folgte das Mittagessen, darauf „Freizeit“ (dazu später mehr) bis zur freiwilligen Kaffeepause und anschließend eine weitere Kurseinheit. Nach dem Abendessen hatten wir entweder wieder „Freizeit“ oder es stand ein besonderes Ereignis an. Eine feste Nachtruhezeit gab es nicht, jede/r konnte nach dem Kurs selbst entscheiden, wann sie oder er ins Bett gehen wollte.

Die von mir bezeichnete „Freizeit“ war in Wirklichkeit keine Freizeit; es war die sogenannte KüA-Zeit, die Zeit für kursübergreifende Aktivitäten. In dieser hatte jede/r Teilnehmende der Akademie die Gelegenheit, selbst eine Aktivität anzuleiten oder an einer teilzunehmen. Chor, Orchester, Sauerteigbrot-Backen, Jiu-Jitsu, Paartanz, Meditation oder Poetry-Slam waren nur einige Beispiele für das breite Angebot. Da in jedem Block „Freizeit“, zahlreiche interessante KüAs angeboten wurde, musste man immer abwägen, zu welcher man am ehesten hingehen mochte. Besonders viel Freude macht es mir, KüAs selbst anzubieten, insgesamt waren es 12, so dass ich als KüA-König gekürt wurde.

Neben dem KüA-Angebot gab es auch weitere besondere Ereignisse. So zum Beispiel ein Berufsorientierungsabend, eine Podiumsdiskussion, ein Kleinkunstabend, eine Theateraufführung, ein öffentliches Konzert und noch vieles mehr. Der Abend wurde meist in einer der beiden Sporthallen oder im Fitnessraum verbracht, bei der jede/r sich sportlich betätigen konnte. Danach ging es meist in die Wohnküche (auch als Nachtküche bezeichnet), wo wir manchmal noch spät zusammen kochten oder diskutierten. Nicht selten dauerten diese intensiven Abende bis 03:00 Uhr. Ich denke es wird klar, was für ein buntes und intensives Programm die Akademie bot, ich habe mich die ganze Zeit wie in einer parallelen Welt gefühlt, immer fokussiert auf den Moment.

Darüber hinaus erlebten wir auch einen Exkursionstag bei dem wir zwischen verschiedenen Destinationen wählen konnten: dem Mathematikum in Gießen, einer Stadttour in Marburg, einer Kaffeerösterei, einem Kletterwald oder einer Wandertour. Die Inhalte dieser Exkursionen wurden an einem sogenannten Rotationstag in Kleingruppen präsentiert, was ein besonderes Highlight war. An demselben Tag fanden auch ein Sportturnier, eine Akademieparty und eine Feedbackbörse, bei der wir Rückmeldungen zu unserem Auftreten bekamen. Dieser Tag war so intensiv und ereignisreich, dass er sich anfühlte, als hätte man mehrere Tage an einem durchlebt.

Das finale Highlight der Akademie war ein bunter Abend, an dem jeder Kurs etwas präsentieren konnte und man sich offiziell verabschiedete. Gekrönt wurde der Abend mit einer letzten Akademieparty, die für viele die ganze Nacht dauerte. Dabei wurde die Zeit u.a. genutzt, um Abschiedsbriefe zu schreiben, in denen man die vielen entstandenen Freundschaften würdigte.

Nach den 16 Tagen ging an jenem Samstag die Akademiezeit zu Ende. Nach einem sehr emotionalen Abschied, denn in dieser kurzen Zeit habe ich die vielen Menschen dort unglaublich gut kennengelernt, ging es für mich wieder zurück nach Hause. Von der Akademie nehme ich vor allem die zahlreichen Erfahrungen, neue Freundschaften zu Menschen, die ich kennenlernen durfte, das fachliche Wissen, das ich erwerben durfte und einfach eine sehr positive Energie mit. Die Deutsche SchülerAkademie bleibt für mich eine Erfahrung, die mich mein Leben lang begleiten wird. Ich kann es nur jedem/jeder ans Herz legen, der/die die formalen Voraussetzungen erfüllt, ein breites Interesse hat und offen für Neues ist, an einer solchen Akademie teilzunehmen.

Henning Stein, Schüler des Burggymnasiums