Rückschau zum Vortrag von Jörg Meyer-Scholten

Welche Bedeutung hat die Digitalisierung für unsere Schulen? Wie weit reicht sie bzw. wie weit soll sie reichen? Damit und mit weiteren Fragen dieses Problemkreises beschäftigten sich die Zuhörer am vergangenen Dienstagabend in der Aula des Burggymnasiums. Denn mit dem Vortrag von Jörg Meyer-Scholten zum Thema „Die digitale Transformation in hessischen Schulen – Möglichkeiten und Gestaltungsbedingungen der schulischen Modernisierung“ wurde die im Rahmen des Gründungsjubiläums des Burggymnasiums veranstaltete Vortragsreihe fortgeführt. Wie schon in der Woche zuvor waren ca. fünfzig Interessierte aus den Reihen der Schüler:innen und der Lehrenden der Schule, zudem einige aus der Stadt Friedberg anwesend.

„Was sich vor fünfzig Jahren noch nach Raumschiff Enterprise anhörte, ist heute Realität“, leitete der Referent seine Ausführungen ein. Angesichts des Tempos und des Umfangs, mit der die Digitalisierung alle Lebensbereiche und daher auch die Schule trifft, ergeben sich gravierende Herausforderungen für die schulische Realität, so Meyer-Scholten, der derzeit als Leiter der Abteilung IV (Digitalisierung Schule und Bildungsverwaltung, Lernen in der digitalen Welt, E-Government) im Hessischen Ministerium für Kultus, Bildung und Chancen wirkt. Die Herausforderungen der KI-Revolution seien dabei noch gar nicht abzusehen und müssten doch entsprechend perspektivisch mitbedacht und bewältigt werden. Entsprechend entfaltete er den gesamten Rahmen, der dabei von der Politik und anderen Akteuren zu bedenken ist: bei der Bereitstellung der Technik und von Lernmaterialien, den rechtlichen Rahmenbedingungen durch den Datenschutz oder die EU-Vorgaben, der Cybersicherheit und der Problematik der Barrierefreiheit sowie schließlich zentral im Bereich der Unterrichtsentwicklung. Letzteres beträfe nicht nur die Schulen – also die Schulträger, die Lernenden und Lehrenden, – sondern ebenso die Hochschulen, die ihre Ausbildungsangebote entsprechend ausrichten müssten. Die damit angesprochenen Problematiken können – so Meyer-Scholten – nur durch ein enges Zusammenwirken aller Akteure von „Schule“ angegangen werden. Nachdem das Ministerium als einer der Akteure seit mehreren Jahren aktiv ist, stellen sich dennoch weitere Fragen, die den Fortgang der mittelfristigen, dabei extrem dynamischen Entwicklung betreffen: Wie kann die Digitalisierung im Schulbereich in den nächsten Jahren erfolgreich gestaltet werden? Wo zeigen sich erste Erfolge, „Blindstellen“ und (Nach-)Schärfungsbedarfe, gegebenenfalls auch die Notwendigkeit von Umdenkungsprozessen? Meyer-Scholten verwies in diesem Zusammenhang auf neuere pädagogische Ansätze aus Schweden, wo man mittlerweile wieder von dem Ziel der Volldigitalisierung Abschied nähme. Gleichwohl bleibe für Hessen und das Kultusministerium die Digitalisierung der Schule im Sinne der Vermittlung digitaler Kompetenzen bei den Lernenden ein strategisches Kernziel, auch weil die Wirtschaft dies fordere.

Das damit umrissene „Mega-Thema Digitalisierung und Schule“ führte nach dem Vortrag von Meyer-Scholten zu intensiven Nachfragen und Diskussionen mit Schüler:innen, Lehrenden und weiteren Interessierten. So hätte der Abend noch länger werden können als nur rund 90 Minuten, die den Teilnehmern entsprechende Einblicke in die Notwendigkeiten und Möglichkeiten, aber insbesondere auch die Zwänge und Korridore von Schulpolitik und ihrer Beratung und Umsetzung durch die Verwaltung gaben.

vlnr.: Ingo Baumgarten, Jörg Meyer-Scholten, Prof. Dr. Alexander Jendorff

Dieser Beitrag erschien auch in der Wetterauer Zeitung am 04.03.2024.