Erasmus+ – Projekttag am Burggymnasium Friedberg

Einen Tag lang standen am Friedberger Burggymnasium die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN im Fokus.

Initiiert und organisiert von den das aktuelle Erasmus+ – Projekt der Schule betreuenden Lehrern Thomas Berlenbach und Arno Hesse fand zum Halbjahresende ein Projekttag für alle Schülerinnen und Schüler statt, bei dem Vorträge und Workshops zu 13 der 17 Nachhaltigkeitsziele angeboten wurden.
Für die drei vor großem Publikum gehaltenen Vorträge konnten externe Referenten gewonnen werden.
So erläuterte Beate Siegler aus Frankfurt, wie sie und ihr Mann fast völlig ohne Müll und vor allem ohne Plastik auskommen. Die Zuhörer*innen waren nicht nur von der Konsequenz beeindruckt, mit der Frau Siegler ihr Konsumverhalten seit Jahren umgestellt hat, sondern nahmen auch eine Vielzahl von Anregungen mit, wie sie selbst bewusster zur Plastik- und Müllvermeidung beitragen können.
Auch der Umweltaktivist Christian Weigand, der das Projekt „Blue Awareness“ ins Leben rief, beschäftigte sich mit dem Thema Plastik, allerdings vor allem mit den Auswirkungen der Massen an Plastikmüll, die in den Weltmeeren landen und die für diese eine massive Bedrohung darstellen. In seinem vor allem auf Grund seines authentischen Auftretens und seiner profunden Sachkenntnis mitreißenden Vortrag beschränkte er sich nicht auf erschütternde Berichte und Bilder vom aktuellen Zustand, sondern ermutigte vor allem zu Verhaltensänderungen, die alle zu „Helden der Ozeane“ machen könnten.
Malte Buchholz als Vertreter der Organisation „Make Rojava Green Again“ informierte über den von Kurden Rojava genannten Teil im Nordosten Syriens, in dem 2011, nach dem Rückzug der syrischen Regierungstruppen, eine Selbstverwaltung etabliert wurde, die als demokratischer Konföderalismus bezeichnet wird und eine demokratisch-ökologische Zivilgesellschaft anstrebt. Dieses basisdemokratische Modell stützt sich auf verschiedene Säulen, eine davon bilden ökologische Projekte wie „Make Rojava Green Again“, die auch mit Unterstützung internationaler Aktivisten durchgeführt werden. Malte Buchholz stellte u.a. Projekte zur Aufforstung, zum Einsatz erneuerbarer Energien und zum nachhaltigen Umgang mit den knappen Wasserressourcen vor. Auch wenn dieser Vortrag die Zuhörenden aufgrund der geringeren Vorkenntnisse sicherlich am meisten forderte, entwickelte sich eine teilweise angeregte Diskussion. Zudem wurde die internationale Dimension der Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele der UN deutlich.
Die achtzehn parallel zu den Vorträgen stattfindenden Workshops wurden von Lehrkräften und Schüler*innen vorbereitet und geleitet. Hier ging es nicht nur um Ökologie, sondern auch um Themen wie Maßnahmen gegen Hunger und Armut, hochwertige Bildung, Geschlechtergleichheit, Frieden, Gerechtigkeit und viele mehr.
Dabei waren die Angebote nicht nur inhaltlich, sondern auch methodisch sehr vielfältig. Spielerisch wurde eine Gruppe durch Teilnehmer*innen der Erasmus+ – AG mit der Chancenungleichheit in verschiedenen Kontinenten konfrontiert, eine andere konnte sich durch Formen des darstellenden Spiels mit dem Thema Armut auseinandersetzen. Bei der Frage nach der Bedeutung von hochwertiger Bildung wurden unter anderem Liedtexte bearbeitet.
Gleich zwei Workshops beschäftigten sich mit der Gestaltung nachhaltiger Städte und Gemeinden, wobei in einem von Kunstleistungskursen betreuten Projekt eindrucksvolle Modelle erstellt wurden.
Beim Thema Hunger wurden unter anderem alternative Nahrungsmittel wie Fleisch aus der Petrischale und gegrillte Insekten vorgestellt. Letztere durften auch gekostet werden. Außerdem wurde das in der Schule seit Jahren unterstützte Projekt „Back to Life“ vorgestellt, das Menschen in Nepal Hilfe zur Selbsthilfe leistet.
Um die Fremdsprachenkompetenz zu steigern, wurde unter anderem bei Angeboten zu den Themen „Weniger Ungleichheiten“ und „Geschlechtergleichstellung“ Englisch gesprochen. Letztere wurde auch von Schüler*innen des Deutschleistungskurses aufgegriffen und den Mitschüler*innen nahegebracht. Kontrovers wurde die Legitimität unterschiedlicher Protestformen in einem weiteren Workshop der Erasmus+ – Projektgruppe diskutiert.
Der Projekttag diente somit nicht nur dem ursprünglichen Ziel der schulweiten Auseinandersetzung mit den Nachhaltigkeitszielen, sondern bot auch neigungsbasierte Angebote, offene Unterrichtsformen und schülerzentrierte Angebote im bewertungsfreien Raum, bei denen die Begeisterungsfähigkeit der anwesenden Schüler*innen erkennbar wurde. So schreibt Schülerin Jessica, die am „Planspiel um die Meere“ teilnahm, in ihrem Fazit: „Es hat viel Spaß gemacht, und ich habe auch viel dazu gelernt, was das Thema umweltfreundliches Wirtschaften angeht“. Leon, der einen Workshop mitleitete, äußert sich ebenfalls positiv: „Es war schön, mit den Leuten an der Umsetzung der Ziele kreativ zu arbeiten“.
Schade für diejenigen, die aus gesundheitlichen oder anderen Gründen an diesem Tag verhindert waren. Denn, wie ein Lehrer treffend feststellte, war es „mal was anderes“.