Nachhaltig europäisch

Burggymnasium empfängt Erasmus+ Partner aus vier Ländern

Zu einer gemeinsamen Woche kamen im April die vier Partnerschulen des Burggymnasiums Friedberg aus den Niederlanden, Slowenien, Italien und Kroatien in die Kreisstadt. Über den Sonntag verteilt kamen die aus je zwei Lehrern und vier Schülerinnen und Schülern bestehenden Gruppen am Bahnhof in Friedberg an und wurden dort von ihren Gastgebern in Empfang genommen, mit denen sie auch den restlichen Tag verbrachten.
Im Mittelpunkt dieses zweiten Treffens innerhalb des Erasmus+ – Projektes zu den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN stand die Beschäftigung mit individueller und kollektiver Verantwortung.
Dazu wurde den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein intensives und abwechslungreiches Programm geboten, das mit einer herzlichen und bereits auf das Thema hinführenden Begrüßung durch Schülerin Sanne Benner begann. Auch der Schulchor und der stellvertretende Schulleiter Rolf-Dieter Edinger trugen zum angenehmen Einstieg bei. Bei der anschließenden Kennenlernrunde und der Vorstellung der Arbeitsergebnisse, die seit dem ersten Treffen erzielt wurden, ging es weiter, bevor die ersten Workshops stattfanden. Franziska Langer und Laura Klaus stellten ihr prämiertes Tomatenprojekt nicht nur vor, sondern ließen die Teilnehmenden auch an Tomatenpflanzen Hand anlegen. Tasleem Ahmed, ein früherer Burgschüler, informierte in einem Workshop über moderne Methoden der Landwirtschaft und regte dadurch zu einer intensiven Diskussion an.
Nach einem von Schülerinnen frisch zubereiteten Mittagessen stand die erste Exkursion auf den Plan.
Mit S-Bahn und zu Fuß machte sich die Gruppe auf den Weg zum Dottenfelder Hof bei Bad Vilbel, um ein eindrückliches Beispiel nachhaltigen Landbaus zu erleben. Bei den Führungen wurde deutlich, wieviele Aspekte zu bedenken sind, wenn man bei der Lebensmittelproduktion Flora und Fauna gerecht werden möchte.
Nach einem Abend in den gastgebenden Familien kamen alle am Dienstagmorgen wieder zusammen, um nach Frankfurt aufzubrechen, wo bei parallel stattfindenden Besuchen im Senckenbergmuseum und im Historischen Museum über Biodiversität und Stadtentwicklung informiert wurde.
Eine kulturelle Erfahrung der besonders angenehmen Art stellte das gemeinsame Mittagessen in einem Apfelweinlokal in Sachsenhausen dar.
Anschließend ging es nach Bockenheim, wo mit der Gentrifizierung einer der negativen Aspekte der Stadtentwicklung aufgezeigt wurde und ein Besuch im unkommerziellen und selbstverwalteten Zentrum ExZess inspirierende Einblicke in ein alternatives Stadtteilkonzept ermöglichte.
Abschließend durfte dann die Stadt ein wenig eigenständig erkundet werden.
Der Mittwoch begann mit einem außergewöhnlichen Vortrag von Umweltaktivist Christian Weigand zur Verschmutzung der Weltmeere. Mit großer Leidenschaft stellte er die bestehenden Probleme dar, zeigte auf, welchen Anteil wir daran haben und dachte mit den 200 Zuhörerinnen und Zuhören über Möglichkeiten nach, Plastik zu vermeiden. Viele äußerten danach, dass der Vortrag sie dazu veranlasst habe, das eigene Verhalten zu verändern. Da natürlich auch politische Maßnahmen nötig sind, wurde auch hier der Bezug zu individueller und kollektiver Verantwortung sehr deutlich.
Im Anschluss nahm sich Christian Weigand noch etwas Zeit für Schülerinnen und Schüler, die auf Grundlage seines Vortrags Poster mit politischen Forderungen gestalteten.
Gleichzeitig fanden Kunstworkshops statt, die Alexander Zipper und Olaf Czieslik mit ihren Kunst-LKs vorbereitet hatten. Bei einem wurden Pappwürfel zu den Nachhaltigkeitszielen gestalten, bei weitgehender kreativer Freiheit. Der zweite, ein Fotoworkshop, bei dem die Renaturierung der Usa in Szene gesetzt wurde, musste witterungsbedingt etwas verkürzt werden.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen, mit dessen Zubereitung einer der zuständigen Schüler seine Mutter beauftragt hatte, wurde Friedberg erkundet, wofür Avija Morell eine Stadtrally gestaltet hatte.
Während die Schülerinnen und Schüler dann freigestellt waren, erhielten die Lehrerinnen und Lehrer noch wertvolle Informationen vom IT-Spezialisten Rainer Waas und besprachen eine Reihe von Unterrichtsmodellen zum Thema Nachhaltigkeit.
Der Abend sollte ein bunter werden, deshalb wurde die Aula nicht nur unter Aufsicht von Ulrike Orton liebevoll dekoriert, sondern auch ein reichhaltiges Buffett mit mitgebrachten Speisen aufgebaut, das nicht nur ein Augenschmaus war. Akkustische Genüsse boten dazu der Schulchor und der Chor Sine Nomine.
Eltville war das erste Etappenziel am Donnerstag. Der wunderschöne Ort im Rheingau tummelt sich nämlich seit Jahren in der Spitzengruppe der kleineren Städte, wenn es um den Deutschen Nachhaltigkeitspreis geht. Frau Barbara Lilje, die städtische Koordinatorin für nachhaltige Projekte, war auf Anfrage sofort bereit, der ganzen Projektgruppe ihre Stadt zu zeigen und uns ausführlich über die aktuellen und geplanten Nachhaltigkeitsprojekte zu informieren. Besonders interessant war dabei, dass ein Schwerpunkt die soziale Nachhaltigkeit darstellt, die beispielsweise durch Projekte für Jugendliche, Migranten und ältere Mitmenschen gewährleistet werden soll.
Der Rest des Tages war etwas touristischer, bzw. kultureller ausgerichtet. So konnte ein Teil des
UNESCO Welterbes Oberes Mittelrheintal erlebt werden. Kurze Fahrten mit dem Schiff, der Seilbahn und dem Sessellift und dazwischen kleine Spaziergänge vermittelten einen nachhaltigen Eindruck von der Einzigartigkeit dieser Landschaft.
Am Freitag, dem letzten Arbeitstag, stellten sich zunächst eine Reihe von Burgschülerinnen und -schüler mit sehr unterschiedlichen familiären und kulturellen Hintergründen vor. Dabei und bei den anschließenden Gesprächen wurde deutlich, dass die am Burggymnasium selbstverständliche Multikulturalität bei einigen Partnerschulen keineswegs vorhanden ist.
Unter Anleitung von Nevine Abu Tayen und Clara Neisel näherten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dann dem Thema Nachhaltigkeitsziele mit Standbildern noch einmal an.
Bei der letzten gemeinsamen Veranstaltung wurden dann die in der Woche gemachten Erfahrungen ausgetauscht und die Verbindung der verschiedenen Aktivitäten zu den Nachhaltigkeitszielen dargestellt. Zur Freude von Thomas Berlenbach und Arno Hesse, den Organisatoren des Treffens, gab es in der abschließenden Feedbackrunde sehr viel Lob für das Programm, das zwar relativ wenig Freizeit übrig gelassen habe, aber sehr facettenreich gewesen sei.
Die meisten Schülerinnen und Schüler verbrachten den freien Nachmittag in Frankfurt, bevor sie abends zur Abschlussfeier im Junity zusammenkamen.
Für die Lehrerinnen und Lehrer stand noch eine ausführliche Besprechung, vor allem organisatorischer Aspekte, auf dem Programm, bevor auch sie sich am Abend zu einem entspannten Abschiedsessen zusammensetzen konnten. Dies war gleichzeitig die letzte gemeinsame Zeit, da auch am Abreisetag die verschiedenen Gruppen wieder zu sehr unterschiedlichen Zeiten starteten.
Die beim Treffen aufgesaugte Energie möchten alle bei der Umsetzung der verschiedenen Schulprojekte einsetzen. Beim nächsten Treffen, das im Oktober im italienischen Sora stattfindet, gibt es diesbezüglich hoffentlich viel zu berichten.